logo

buts et priorités de l'Association

Hadisa

Sie heisst Hadisa und weiss nicht, wie alt sie ist. Sie könnte gut um die Vierzig sein. Diese Targia sitzt vor ihrer Strohhütte.

Sie wohnt mitten im Sahel, im Zentrum der Republik Niger. Hier leben – mehr oder weniger ständig – ungefähr 10 tuaregische Familien.
Seit der schrecklichen Hungersnot, welche seit über 30 Jahren über der Sahelzone wütet, haben viele Tuaregs – welche in die Armut gefallen sind –
auf ihr Nomadenleben verzichtet und haben angefangen, das Land zu bewirtschaften. Sie verfügen noch über einige Kamele, mit welchen sie von Weideplatz zu Weideplatz ziehen.

Diese Familien haben nichts mehr gemeinsam mit dem Bild des stolzen Tuaregs – in seinem blauen und weissen Kleid – welche man in schönen Bilderbüchern sieht. 

Hadisa trägt ein verwaschenes und geflicktes Kleid. Sie ist abgemagert und ihre Zähne sind gelb, da der einzige Luxus, welchen sie sich gönnt, das Tabakkauen ist. Sie selber hat nur noch zwei Esel.

Früher besass die Familie Kamele, Ziegen und Schafe. Aber von Jahr zu Jahr verarmte sie. Wie alle tuaregischen Frauen webt Hadisa Matten, welche sie auf dem Markt verkauft. Der Verkauf dieser Ware ist deshalb sehr schwierig. Mit dem Geld, welches sie verdient, kauft sich Hadisa Hirse, Tee und Zucker. 
Sie ist Witwe – ihr Gatte ist vor 3 Jahren verstorben – sie hat drei Kinder.

Die Hütte, in Form eines Iglus, ist aus Strohmatten fabriziert. Im Inneren hat Hadisa ihren ganzen Besitz auf einen Kleiderhacken aufgehängt: eine Wolldecke, einige Lumpen, ein Moskitonetz. Sie hat Kleider verkauft, damit sie sich ernähren kann. Diese Behausung schützt sie vor der Sonne, dies ist alles. Trotzdem ist es ihr Zuhause, ihr Leben.

Ihr 5-jähriger Sohn ist scheu und versteckt sich hinter einem abgemagerten Hund. Das Kind hat rehbraunes Haar, ein eindeutiges Zeichen von Unterernährung…

Die Mutter beklagt sich über Bauchschmerzen. Stammen sie vom Hunger oder von einem Magengeschwür? Sie hat kein Geld, um in ein Dispensarium zu gehen und der Kauf von Medikamenten kommt nicht in Frage. Es bleibt ihr nur noch übrig, die Schmerzen zu ertragen…Trotz allem geht sie einmal pro Woche auf den Markt, welcher sich mehrere Marschstunden weiter entfernt befindet.

Wir sind im Juni. Der Sahelsand ist von einer fast vertikalen Sonne erhitzt. Er zwingt Tag für Tag seine bleierne Hitze auf. Aber es ist auch der Beginn der Regensaison. Von Juni bis September regnet es gelegentlich, was eine Ernte im Oktober ermöglicht. Es wird aber erst mit den ersten Tropfen ausgesät… Bald ist Ende Juli und die Regensaison ist schon sehr verspätet…
Letztes Jahr gab es keinen Tropfen Wasser…

Die Ernte von Hadisa reichte knapp für zehn Tage. Seither folgt ein Hungertag nach dem anderen. Vor zwei Monaten hat Hadisa einige Tassen Samen gekauft und Hirse, Bohnen und Sorgho gesät, in der Hoffnung, dass der Regen endlich vom Himmel fällt…

Mit ihren beiden Ältesten – heute 8- und 15 – jährig – arbeitet sie für Andere auf dem Feld, damit sie so mindestens eine Tagesmahlzeit verdient.

Fast wie alle Einwohner im Niger, hat sie einen Verwandten, welcher in Libyen arbeitet. Zur Pflanzzeit hat er ihr 25 Franken geschickt, womit sie die Samen kaufen konnte. Sie hat nie eine andere Hilfe erhalten, als diejenige.

Hadisa bewahrt ihre Vorräte in einer Schüssel und in einem Sack auf. Es könnten ungefähr 5 kg Hirse sein, aber nicht mehr. «Es geht allen schlecht » murmelt sie, indem sie ins Weite der Wüste schaut, welche immer näher an die Zivilisation rückt.…«Jeden Tag pflücke ich weit entfernt Gräser und Wurzeln, welche wir essen können. Dies führt bei meinen Kindern zu Durchfall, aber es stillt wenigstens den Hunger…».

Wenn Hadisa etwas Geld hätte, würde sie einige Schafe und Ziegen kaufen. So hätte sie täglich etwas Milch für ihre Kinder und gelegentlich sogar etwas Fleisch. Sie wird jedoch niemals das Glück haben, eines Tages eigene Tiere zu besitzen.

Wenn es regnen wird, gibt es im Oktober eine Ernte. Diese wird die Familie jedoch nur bis Ende Jahr ernähren. Dann beginnen wieder die harten Monate mit dem Flechten der Matten und die noch viel härteren Fussmärsche zum Markt. Hadisa träumt von etwas Geld, welches ihr Leben endlich verbessern würde…

Bevor wir auf die Basis zurückkehren, kaufen wir ihr eine Ziege, einige Kilos Reis und Gemüse. Dies wird ihr und ihren Kindern während den nächsten Wochen einige gute Mahlzeiten ermöglichen.

Ich träume davon, über mehr Geld und Handlungsfreiheit zu verfügen, welche es ihnen endlich ermöglichen würde, ihr Leben zu verbessern…
Isabelle Macheret
Niger – Zinder, September 2006
 
   
F / D / E
       

conception graphique et réalisation: www.lapetitedame.ch